Montag, 5. November 2007

Besuch in Mainland China

Samstag 03.11.2007
Es war soweit, mein erster Besuch in Mainland China stand an. Ich habe ja ein "Multiple Entrance Visa" und sollte davon auch Gebrauch machen.
Shenzhen ist die erste Stadt in China, die man von Hong Kong aus erreicht. Die Endstation 'Lo Wu' der KCR (Zug) ist gleichzeitig direkt der Grenzübergang nach Shenzhen. Die Fahrt dauert nicht mal eine halbe Stunde und kostet 31 HK$. Um den Tag zu nutzen starteten wir um 8.30 Uhr. Bis wir durch die Passkontrollen und sonstigen Kontrollen durch sind war es 9.30 Uhr bis ich Mainland China betrat. Ich hab mir ja keine allzu großen Illusionen gemacht aber ich muss sagen "Shenzhen ist eine der hässlichsten Städte die ich bisher gesehen hab". Hinzu kommt noch, dass die meisten Leute recht unfreundlich sind. Da wird gedrängelt, geschubst und das Wort Rücksicht gibt es im chinesischen glaube ich gar nicht. Aber was solls, ich bin ja gekommen um meine Fähigkeiten im "bargaining" (handeln) zu testen. Aber irgendwie waren wir dafür an den falschen Orten. Von den Anderen Exchange-Studenten hab ich gehört, dass sie in den Malls direkt am Bahnhof waren um ihre Sachen zu kaufen. Wir sind aber erst einmal ins Zentrum gelaufen. Dort wird aber hauptsächlich Originalware verkauft und die lassen fast nicht mit sich handeln. Ich hab auch ein paar nette Sachen gefunden (diesmal keine Sportartikel!) und "original?!" DVDs für 10 Yuen (ca. 1€) das Stück. Bei dem Preis anfangen zu handeln war mir dann zu blöd und ich hab den geforderten Preis einfach bezahlt (100 Yuen für 10 DVDs).
Es ist wirklich unglaublich, wie viele Menschen sich dort tummelten. teilweise war es mir echt zu viel und zu eng ... dazu noch das unfreundliche Verhalten, das die Sache nicht besser machte. In die große Mall am Bahnhof wollte ich dann nicht mehr. Es war fast 20 Uhr, ich war am Ende meiner Kräfte und wollte nur noch nach Hause. Am Zoll erwartete mich noch mal ein Herr, dessen Unfreundlichkeit den Tag "abrundete". Da ich ein Visa besitze gelte ich als "Hong Kong Resident" und gehe auch immer durch diesen Zoll (die Schlange dort ist wesentlich kürzer als bei "Visitor" und ich bekomme nur einen Stempel anstatt 2 oder 3). Er nuschelte was in seine Schutzmaske, was ich nicht verstanden hab. Als ich ihn dann so angesehen hab wiederholte er (genervt) so etwas wie "do you have an ID". Ich antwortete ihm freundlich, dass er meinen Reisepass bereits hat und ich ein Studenten-Visum für Hong Kong habe. Da ranzt der Typ mich an "Just answer Yes or No!". Darauf hin ich halt: "No". jetzt gab er mir den Pass zurück (ich war verwundert, dass er nicht gestempelt hat) und ging weiter. Dann ruft er mich wieder zurück und will meinen Pass erneut haben. Da hatte einer wohl vergessen wofür er bezahlt wird. Total unhöflich wurde ich vor den Schalter "gebeten" (just come back HERE!). Jetzt kam dann auch der Stempel und man hat ihm angesehen, dass es schon zu viel Arbeit für ihn war die Worte "Polytechnic University" in den Stempel hinein zu schreiben. Endlich war auch dies erledigt und ich konnte mich auf den Weg zur KCR machen. Nur schnell weg aus Shenzhen!

Was mir in Shenzhen aufgefallen ist:
- So etwas wie Verkehrsregeln gibt es dort nicht. Ob Fußgänger, Radfahrer Auto-/Taxifahrer und Busfahrer. jeder macht das was er will. Fußgängerampeln und Zebrastreifen werde total ignoriert. Radfahrer erzwingen sich die Vorfahrt und gehalten wird mitten auf der Straße um zu wenden. Einfach unglaublich.
- In den Banken muss man eine Nummer ziehen, um am Schalter bedient zu werden. Wenn man rein kommt wird man gefragt was man hier drin eigentlich will. Geld wechseln vielleicht?! Dann zieht man eine Nummer und wartet 20 Minuten. Am Schalter wird einem dann gesagt, dass sie kein Geld wechseln können, da seit 2 Stunden ihre Computersysteme abgestürzt sind (hätte man uns das nicht schon gleich zu Beginn sagen können?)
- Einkaufen macht keinen Spaß dort! Überall stehen die Verkäuferinnen auf Hockern und klatschen und schreien rum (ich nehme mal an um die Leute zum kauf zu bewegen). Mich machte das nur aggressiv und die Klatscherei machte mich echt wahnsinnig. Aber leider ist dies dort Gang und Gebe.
- Wenn dir einer auf der Straße etwas verkaufen will dann packt er dich am Arm und versucht dir etwas auf zu schwatzen. So richtig penetrant!
- Sogar Chinesen vertrauen den Chinesen nicht. Alle sagen mir immer, pass bloß auf deine Sachen auf und ich wurde immer aufgefordert meine Tasche "vor mir" zu tragen. Selbst Chinesen würden sich niemals in eine kleine Gasse alleine hinein trauen. Ich hab sie gefragt wieso das so ist. Die einfache Antwort: "Wir kennen unsere Landsleute". Als ich dann noch gesagt habe, dass ich vielleicht mal ein paar Tage alleine in China herum reisen möchte. Da haben sie mich für verrückt erklärt und mir dringend davon abgeraten.
- Chinesen verstehen nur chinesisch! Alleine wär ich aufgeschmissen gewesen. Die einzigen englischen Wörter sind cheap, fake, watch, copy, bag, massage und look. Das wars dann bei den Meisten auch schon.

Der Tag in Shenzhen war eine Erfahrung und ich hab wieder einmal gesehen, dass Hongkonger und Mainlander ganz anders ticken. Vielleicht geh ich noch mal zurück, aber nur vielleicht!